Unser nächstes Ziel war das große VW-Treffen im Verizon Ampitheater in Irvine, einem südlichen Stadtteil von Los Angeles. Wir fuhren auf einer der achtspurigen Mega-Highways viele Stunden, bis wir im dunkeln an der Einfahrtsschranke des Veranstaltungsgeländes ankamen. Auf einer Wiese nebenan stand ein kleines Zelt, und aus diesem kroch ein VW-Freak und sagte es währe Okay wenn wir an der Schranke übernachten. Später gesellten sich noch weitere Fahrzeuge dazu. Da waren Mexicaner mit megalauter Musik, Touristen aus Frankreich die zufällig vorbeigekommen waren, und ein VW-Bunderwehrkübel! Er hing hinter einem riesigen US-Wohnmobil aus Houston/Texas.
Die Besitzer hatten einen Autohandel und verkauften alte deutsche Volkswagen. Der VW 181 war gerade frisch aus Germany eingeschwommen - eine absolute Rarität, denn auf dem amerikanischen Kontinent wurden nur in Mexico gebaute VW 181 verkauft.
Auch sind hier Militärfahrzeuge von VW gänzlich unbekannt. Die Ami`s freuten sich wie die Kinder an solchen Spielereien wie Handstartkurbel, Tarnlichtkreis und Flaggenhalter.
Es wurde früher Morgen als wir nach vielen Anekdoten aus den jeweiligen Ländern und noch viel mehr Bier ins Bett vielen. Nur um nicht sehr viel später von einem Flugzeugabsturz geweckt zu werden. So hörte es sich jedenfalls an. Die Jungens im Mexicokäfer nebenan hatten eine Geräusch-CD eingelegt und ihre Anlage ganz aufgedreht - es waren wohl nicht unter 120 dB - bei uns im geschlossenen Bus!
Aber es war sowieso Zeit zum Aufstehen, denn die Schranke wurde gerade geöffnet und wir konnten als erstes Besucherfahrzeug auf das Gelände der VW Classics `98 fahren
Das Gelände füllte sich rasend schnell, und bald waren alle Typen luftgekühlter Volkswagen zu sehen, erstmals war sogar ein Wassergekühlter Typ dabei: der New Beetle aus Mexico.
Hunderte T1 und Käfer in einem "besser als neu“ Zustand, sehr viele sehr gute T2, gar keine T3, Karmänner in großen Mengen und Kübel. Die Freaks auf Houston schossen den Vogel ab mit ihrem BW-Kübel - das man ein Auto mit der Kurbel anwirft hatten die Leute seit 50 Jahren nicht mehr gesehen.
In der Militaria-Euphorie konnten wir sogar einen ganzen Schwung Bundeswehrfeldjacken für 25$ das Stück verkaufen, die wir für 5,-DM St. in Deutschland gekauft hatten. '
Schnell war wieder eine Lufttemperatur von fast 40 Grad C erreicht, und das umherschlendern auf dem Platz wurde zur Tortur. Wir hatten mit unserem Bully aber den einzigen schattigen Platz auf dem ganzen Gelände! Gute Planung und Verständnis des Sonnenlaufs verschafften uns eine kühlere Mittagspause.
Der Teilemarkt war recht interessant, Ersatzteile die man in Deutschland nur von Abbildungen her kennt, liegen hier zuhauf herum - leider sind die Preise so hoch, das einem die Kauflust vergeht. Sonst gibt es alles was es in der Heimat auch gibt zu ähnlichen Preisen. Sogar einige Teileverkäufer aus Deutschland waren angereist. An vielen Fahrzeugen hingen 4 Sale-Schilder, aber richtige Schnäppchen konnten wir nicht entdecken. Entweder Grotten, die, weil fahrbereit, noch richtig Geld bringen sollten, oder extra Feines für viele Dollars - aber mit Verschiffung und Zulassung in Germany nicht billiger als sehr gute Fahrzeuge vom heimatlichen Markt. Schnäppchen, denke ich, kann man nur machen wenn man es auf eine Exportversion abgesehen hat, die es in Europa so nicht zu kaufen gab.
Wer mal zur richtigen Zeit, ungefähr 2. Juni-Wochenende, in der Nähe ist sollte sich dieses Treffen nicht entgehen lassen.
Wir brachen am Nachmittag wieder auf und machten uns einen netten Abend auf dem zwischen Los Angeles und San Diego gelegenen San Clemente State Beach. Natürlich standen wir auf dem Campground und nicht an der Beach - auch hier war das Wasser zum Baden wieder mal viel zu kalt, und das bei tropischen Lufttemperaturen! Aber die Surfer (die ohne Segel) kommen hier voll auf ihre Kosten! Eine lange, sehr hohe Dünung rollt hier mit vielen tausend Meilen langem Anlauf an den Strand. Die Baywatchschönheiten laufen gar nicht im knappen Badeanzug herum, sondern sind züchtig hochverschlossen. Das liegt aber wohl auch daran, das sie wegen der starken Sonneneinstrahlung sonst ziemlich gebraten aussehen würden.
16 In die Wüste...
Aufbruch bei Sonnenaufgang, denn dann ist die Hitze noch nicht so heftig und wir können etwas schneller fahren (ja, an das Märchen von der nicht kochenden Luft habe ich bis zu dieser Reise auch geglaubt). Noch Osten durch den schönen Cleveland National-Forest - bei uns würde man so etwas Kusselgelände nennen! Um die Mittagszeit machen wir auf einem verschwiegenem Parkplatz Pause und gleich die fällige Inspektion. Öl und Bremsklötze werden gewechselt. Der Luftfiltereinsatz wird nur ausgeklopft - es gibt keine europäischen Luftfiltereinsätze in Amiland! Die Vorderachse bekommt auch mal wieder ihr Fett weg. Und ich montiere ein Tage vorher gekauftes Ölthermometer! Da es für die Originalöffnung der nicht vorhandenen Zeituhr zu groß ist, wird das Anzeigeinstrument zusammen mit einen eiligst geleerten Yoghurtbecher in die Öffnung verbaut. Das Kabel ist schnell bis zum Motor verlegt, und da der T3 Einspritzmotor serienmäßig über eine Handvoll Thermofühler verfügt ist der Anschluß kein Problem. Auch wir führen uns Brennstoffe in fester Form zu.
Danach ging es auf die Interstate 15 nach Norden in Richtung Las Vegas. Östlich an Los Angeles vorbei und bei San Bernadino durch die San Gabriel Mountains. Einzelne Gipfel der bis zu 2000 m hohen Berge sind noch immer schneebedeckt.
Am Berg bei konstant 30 Mph (Meilen per hour) hält sich die Öltemperatur bei 250 Grad Fahrenheit, das entspricht ca.120 Grad C. Wir störten auch keinen mit unserer Zuckelei, denn vor uns fuhr ein großer Truck, auch recht langsam und randvoll beladen mit Knoblauch, ein interessanter Geruch!
Bei einer Pause in den Bergen entdeckten wir ein altes Stück der Route 66, aber leider war die Einfahrt mit großen Betonbrocken versperrt.
Die Interstate senkt sich nördlich der Berge in die Mojave-Wüste hinab. Die Temperatur stieg noch weiter an und die Straße streckte sich schnurgerade bis an den Horizont. Wir fuhren jetzt wieder auf der legendären Route 66, nur glaube ich das der Ausbauzustand sich in den letzten 60 Jahren doch etwas gebessert hat. Die Öltemperatur stieg nicht weiter an, da wir jetzt in der Ebene fuhren.
Ein starker heißer Wind von links machte das Fahren wieder mal zum Abenteuer, er war so heiß, das wir das linke Fenster schließen mußten, nun wissen wir wie sich ein Brötchen im Backofen fühlt!
So rollten wir mit 40 Mph durch die öde Wüstenlandschaft. Trockene Sträucher in 10 m Abständen, dazwischen Geröll bis etwa Fußballgröße das ist alles. Nur der Standstreifen bringt etwas Abwechslung, denn dort liegen Unmengen von geplatzten Reifen herum. Die Amis fahren die Reifen anscheinend bis zur Karkasse herunter, es gibt wohl keine vorgeschriebene Mindestprofiltiefe. Vielleicht liegt es auch daran, das man fast nirgendwo Luft nachpumpen kann.
Mitten in der Wüste, liegen die großen Truck-Stops, sie tauchen gleich einer Fata Morgana aus der flimmernden Luft auf und versprechen ein klein bißchen Geborgenheit und - eiskalte Coke. Meistens hat sich um diese Bastionen in der Wüstenei eine kleine Siedlung gebildet, und oft finden sich hier weit ab der großen Städte auch noch Fabrik-Outlet-Center. In diesen, sich langsam auch in Deutschland ausbreitenden, riesigen Einkaufszentren verkaufen die Hersteller ihre Waren ohne Zwischenhändler zu sehr günstigen Preisen. In den USA dürfen sie, zum Schutz der Einzelhändler, nur weit abseits der Städte betrieben werden.
Hier erwarben wir auch unseren "Kühlschrank“. Einen stabilen Styroporkasten - er wird zur Hälfte mit Eis gefüllt, welches man überall kaufen kann. Diese low budget Kühlboxen sind in den Wüstengebieten weit verbreitet.
Am frühen Abend erreichten wir Barstow. Dieser alte Ort mitten in der Wüste erlangte als eine der letzten Zwischenstationen der Route 66 vor Los Angeles traurige Berühmtheit. Viele quälten sich in der großen Rezzesion der zwanziger und dreißiger Jahre aus dem mittleren Westen bis hierher und mußten dann doch aufgeben, weil der Wagen zerbrach und die Dollars aufgebraucht waren. Viele blieben hier hängen und verdienten sich als Tagelöhner ihr Brot, es reichte aber meistens gerade zum Überleben, aber nicht um hier fortzukommen.
Wenn man sich vorstellt, das diese Leute damals mit ihrer Tin Lizzy, bepackt mit dem gesamten Hausstand, durch diese endlosen Weiten zogen - und Jahre vorher waren sie sogar mit Ochsenkarren unterwegs, ist es schon seltsam, das wir uns über unseren Bully große Gedanken machen. Das ist wie ein Vergleich zwischen Kolumbus und Kapitän Kirk.
Wir fanden Unterschlupf auf dem Shady Lane RV Park, der seinem Namen wirklich gerecht wurde - es gab unter ausladenden Bäumen viel Schatten. Mit Decken und Tüchern vor dem ständig wehenden Wind abgeschottet, verbrachten wir einen schönen Wüstenabend (mit O-Saft Wettrinken).
Auf dem nahen Schrottplatz standen die Hüllen vielen gestrandeter Fahrzeuge. Sogar ein paar Ford T-Modelle waren darunter. Leider war Barstow auch für eine Handvoll Käfer und Bullys die Endstation, alle Karosserien waren von dem natürlichen Sandstrahler, der fast den ganzen Tag arbeitet, nahezu blank geschliffen und rostfrei!! Macht euch aber keine Hoffnungen auf Ersatzteile - wir waren immer noch in Pauschal-Tourist-Gebiet und es standen nur noch sauber ausgeweidete Karosserien herum, geschlachtet von Generationen von Teilehungrigen Touristen.
Aufbruch am frühen Morgen, mit immerhin schon (noch) 30 Grad C. Vorbei an der Ghost Town of Calico (Eintritt 15$) und dem Devils Playground führte uns die I-15 noch 60 Meilen bis Baker. auch dieser Ort mitten in der Mojavewüste bestand eigentlich nur aus zwei Tankstellen und einem Schnellimbiß.
Wir bogen auf die Staatsstraße 127 ab, die von hier knapp 60 Meilen durch unbewohntes und wirklich menschenleeres Gebiet nach Shoshone führt.
Nur der Boraxabbau wird noch betrieben. Borax , ein weißliches pulvriges Gestein, wird hier schon über 100 Jahre abgebaut, früher zur Waschmittelherstellung benutzt ist es heute ein Grundstoff der Chemischen Industrie. Daher sorgt auch alle halbe Stunde ein mit Borax beladener Truck auf dieser Wüstenstraße für ein bißchen Verkehr. Man wird also auch hier nicht verdursten.
Nach diesen gnadenlos heißen, trostlosen und trockenen 90 Kilometern machten wir in Shoshone (pop 100 - immerhin 100 Einwohner) ersteinmal Pause und telefonierten mit Gisela in good old Germany. Ich wußte von diesem öffentlichen Telefon, ich hatte es, auf einer früheren Reise, schon 1991 für ein Gespräch nach Deutschland benutzt. Im Gegensatz zu `91 mußte ich aber nicht einen ganzen Sack Münzen mitschleppen, sondern konnte mit meiner VisaCard und einer Geheimnummer (VisaPhone) bargeldlos und mit deutschsprachigem Operator telefonieren. Ich möchte dieses System jedem empfehlen der in den USA telefonieren möchte (funktioniert aber auch sonst fast überall).
Nach ausgiebiger Bewässerung beschlossen wir den Abstieg ins Death Valley zu wagen. auf der Staatsstraße 178 fuhren wir ins Tal hinab, d.h. erstmal mußten wir bergauf um den Salsberry Pass (3315 ft.) zu überwinden.
Dann ging es abwärts. Meile um Meile wand sich die Straße mit einem nicht unbeträchtlichem Gefälle in das Tal hinein, und es wurde immer wärmer!
Nach kurzer Zeit wurde es unangenehm den Arm aus dem Fenster zu halten, obwohl er im Schatten war hatte ich das Gefühl ich hätte ihn im Backofen abgelegt.
Als die Temperatur nach ca. 20 Minuten im Fahrzeug (und auch außerhalb) fast auf 55ûC gestiegen war, beschlossen wir nicht weiter zu fahren, weil wir angst um unsere Gesundheit hatten (und um unseren Motor). Was wir vorher in 20 Minuten bewältigt hatten, dauerte wegen der vielen Abkühlpausen jetzt fast zwei Stunden. Wieder auf dem Salsberry Pass angekommen genossen wir die kühle Brise (30ûC).
25 Meilen weiter überschritten wir die Grenze nach Nevada.
Das völlig zerschossene Grenzschild wies darauf hin, das hier Schußwaffen frei verkäuflich sind und auch heftig benutzt werden. Schon weit vor dem ersten Ort konnten wir die Leuchtreklame des Spielkasinos sehen. Wir waren im Staate des Glücksspiels.
17 „Welcome to Nevada - The Silver State“
In Pahrump, wie dieser Ort hieß, gab es aber auch noch etwas besonderes für Volkswagenfahrer: Den Doghouse-Service eine auf luftgekühlte Volkswagen spezialisierte Werkstatt. Werbeschilder der Firma waren einige im Stadtgebiet verteilte, bis auf die Räder ausgeschlachtete, T2a mit den Telefonnummern drauf, die wir uns auch gleich notierten - man weiß ja nie... Wir fuhren nun die 160 nach Norden um über die I-95 nach Las Vegas zu gelangen.
Wir erlebten hier einen Sandsturm, der sich aber leider? abseits der Straße austobte (wir sollten ihn noch wiedersehen!). Recht unspektakulär rollten wir auf Las Vegas zu, wieder mal an einer Military Reservation vorbei, wie es sie hier in den Wüsten sehr häufig gibt. Hier macht man es richtig: Man sperrt die grünen Jungs einfach in eine Reservation und läßt sie sich austoben.
Las Vegas liegt mitten in der Wüstenei und sieht von weitem recht unscheinbar aus. Einige hohe Gebäude wiesen uns den Weg ins Zentrum.. Durch Palmenalleen fuhren wir zum großen ãM“ um Abendbrot zu essen. Doch wir kamen nur bis auf den Parkplatz, dann hatte uns der Sandsturm vom Nachmittag wieder eingeholt. Starke Windböen, umherfliegender Sand und durch die Gegend fliegende Palmwedel verhinderten ein verlassen des Autos. Wir drehten den Bully mit dem Heck in den Wind und warteten. nach 20 Minuten war der Spuk vorbei und die entvölkerten Straßen füllten sich wieder. Sogleich machten sich Straßenkehrer an die Arbeit den Sand und die abgerissenen Palmenwedel zu beseitigen.
Für diese Nacht zogen wir auf dem Circusland RV Park unter.
Einige der großen Spielkasinos haben eigene Wohnmobilparks. Sie sind, wie auch die casinoeigenen Hotels sehr günstig - wir bezahlten 8$ für eine Übernachtung. Mit diesen topgepflegten Anlagen will man die Besucher in die Kasinos locken - was bei uns auch gelang.
Nachdem wir uns Landfein gemacht hatten gingen wir in das angeschlossene Kasino Circus Circus, einem Riesenbau mit einigen großen Cirkuskuppeln in denen ununterbrochen Artisten und Clowns auftraten. In einer besonders großen Kuppel fuhr eine Achterbahn um einen künstlichen Berg, dazwischen konnte man sich im freeclimbing beweisen. Das alles wirkt wie ein riesiger Freizeitpark unter Dach, nur stark durchsetzt mit einarmigen Banditen und spieltischen aller Sorten. Es mutet schon seltsam an, wenn über einem Roulettetisch die Hochseilakrobaten rumturnen. Unser Vorhaben, noch einige andere Kasinos anzuschauen, konnten wir nicht mehr verwirklichen, da man mit einem Kasino an Abend zeitlich gesehen schon ausgefüllt ist.
Finanziell blieben wir auch auf dem Boden, keiner von uns verspürte die Lust sein Geld in irgendwelche Maschinen zu stecken, und so blieb es beim Nachtmal im Casinointernen großem "M“ für 12$.
Am nächsten Morgen "glitten“ wir den Las Vegas Boulevard entlang. Wir kamen durchs alte Ägypten, an Ceasar sein Palace und am Ritterschloß Excalibur vorbei. Manhattan war zu sehen, und der Stratosphere-Tower.
Unmengen von Wasser wird für die Bewässerung der Gartenanlagen dieser Kasinos verwendet, weshalb sie wie kleine Oasen in dieser Wüste wirken.
Unser nächstes Ziel war der Valley of Fire State Park nordöstlich von Las Vegas nahe dem Lake Mead gelegen. Bizarre rote Felsformationen kann man, nach Zahlung von 5$ Eintritt, auf wunderschön angelegten Straßen erforschen. Immer neue Blickwinkel überaschen einen in dieser skurrile Felsenwelt und mit ein klein wenig Fantasie sieht man Tiere und Gesichter in den Felsformationen. Im gut ausgestatteten Visitor Center bekommt man Informationen über den geologischen Ursprung der Gegend.
Wir wollten den Tag am Ufer des Lake Mead mit ausgiebigem Baden ausklingen lassen. Bei Echo Bay fanden wir einen schönen Strand und sogar einen Campground.
Kurzentschlossen mieteten wir uns für zwei Tage ein und genossen das viele mitten in der Wüste. Der Lake Mead ist ein künstlicher See, der Hoover Dam bei Boulder City staut den Colorado River zu einem riesigem weitverzweigten See. Der See, dessen Rand fast bewuchslos ist, ist ein nationales Erholungsgebiet und wird dementsprechend genutzt. Auch als Trinkwasserspeicher für die Großstädte Las Vegas und Los Angeles ist er von Bedeutung.
18 National Park Area
Nachdem wir uns ausreichend gewässert hatten steuerten wir weiter nach Nordosten.
Der Zion National Park in Utha war das etwa 170 Meilen entfernte Ziel. Der Weg führte durch einen Zipfel von Arizona, war aber wieder eine Fahrt durch die Wüste entlang der Virgin Mountains mit dem Mt. Bangs (8012 ft. = ca. 2671 m) als höchstem Berg.
In St. George/Utha versuchte ich eine Werkstatt zu finden die beim Bully einen Ölwechsel macht - hoffnungslos - ich hörte immer wieder, das man an ausländischen Autos nicht arbeitete („no foreign cars“)! Also mußte ich in den nächsten Tagen wieder zur Selbsthilfe greifen!
Kurz hinter Springdale erreichten wir den Parkeingang und zahlten 15$ Eintritt pro Person.
Der Zion National Park besteht im wesentlichem aus einer mehr als 30 km langen Schlucht mit vielen Seitenarmen (Narrows), die vom Nordarm des Virgin River durchflossen wird. Der Park ist etwas fürs Auge und etwas für die Füße, man kann ausgedehnte Wanderungen durch die Schluchten oder auf den umgebenen Hochebenen unternehmen.
Auf eine Länge von ca. 6 km führt eine Stichstraße in den Canyon. Viele Parkplätze sichern einen ãungefährlichen“ Ausblick auf die wahrlich atemberaubende Bergwelt.
In der Hochsaison sind diese Parkplätze aber schon zur Mittagszeit voll belegt, ebenso ist es auf den zwei Campgrounds im Park - auch hier gilt „frst come - first serve“. Wir hatten Pech, alles vollkommen ausgebucht...
Spuren früherer Besiedlung sind auch hier zufinden, denn das Klima ist hier im Canyon über das ganze Jahr recht angenehm. Wir verließen den Park Richtung Osten und durchquerten einen fast 1000 m langen Tunnel der hier nur für die östliche Zufahrt in den Felsen geschlagen wurde.
Über Mt. Carmel kamen wir bei Kanab zum Coral Pink Sand Dunes State Park. Den Namen hat dieser Park von den weiten karottenfarbenen Dünenfelden in dieser Gegend. Trotz der vielen Squads (vierrädrige Geländemotorräder), die in freigegebenen Teilen der Dünen herumdüsten und einen Heidenlärm machten, beschlossen wir auf den Campground zu übernachten. Wie immer in einem State Park war die Übernachtung mit 8$ recht günstig und die Sanitäreinrichtungen sehr gepflegt.
Während wir einen herrlichen Sonnenuntergang in den Dünen beobachteten, fanden wir im glatten Sand die Spuren von unzähligen kleinen Wüstenbewohnern.
Der nächste Tag sollte uns zum Grand Canyon bringen, doch vorher mußte noch das Kaibab Plateau erklommen und die Painted Desert durchquert werden. Das Kaibab Plateau wird im Süden durch den Grand Canyon begrenzt, im Westen, Osten, und Norden begrenzen recht steilabfallende Berghänge die Hochebene. Da die Ebene auf fast 2000 m Höhe liegt gibt es hier eine Vegetation die fast an Mitteleuropa erinnert, während die umliegenden tieferen Wüstengebiete fast ohne Bewuchs sind.
Die Ureinwohner zogen im Sommer auf diese Hochebenen um der Gluthitze der Wüste zu entgehen.
Sie sahen von hier oben auch, wahrscheinlich kopfschüttelnd, wie die ersten weißen Menschen, spanische Soldaten, im Sommer auf ihren Entdeckungsreisen durch die Wüste zogen und auch oftmals verdursteten. Der grüne Saum der Plateaus ist nämlich von unten mit dem bloßem Auge nicht auszumachen und die wenigen Zugänge in den Steilwänden waren gut versteckt.
Entlang der Vermillion Cliffs erreichten wir bei Marble Canyon den Colorado River. Die Gegend wirkt wie eine Wüste.
Hier ist die letzte Möglichkeit den Colorado auf einer Brücke zu queren bevor sich seine Schlucht zum Grand Canyon weitet. Eine Stahlbrüche überspannt der Canyon, der sich wie ein riesiger Riß durch zieht. Die Navajo Bridge ist 206 m lang und befindet sich 156 m über dem Wasserspiegel des C. Rivers. An der Tankstelle vor der Brücke trafen wir Tom, Loise und ihren wunderschönen T2a Bully „Baby Blue“ . Die Beiden kamen aus Georgia, waren Studenten und schon drei Monate unterwegs.
Tom hatte die Standardhaltung eines Bullyfahrers während der Rast eingenommen - sein Oberkörper steckte im Motorraum von Baby Blue. er klagte , das sein Motor dauernd zu heiß wird. ein blick in den Motorraum zeigte mir auch einen Grund dafür - die Motorverblechung fehlte zum Teil! Das konnte ja nicht funktionieren, erst recht nicht bei fast 40ûC. Der Motor sei ihm in einer Werkstatt in Georgia eingebaut worden und hatte schon einige Monate gelaufen, aber diese Temperaturen waren dann doch zuviel. Die amerikanischen Werkstätten haben anscheinend großen Probleme mit den Blechen der luftgekühlten Motoren!! Ich empfahl die fehlenden Bleche so schnell wie möglich zu ersetzen. Als Notbehelf bastelten wir mit Blechresten, Silicon und Panzerband ein Provisorium.
Da die Beiden auch zum Großen Loch wollten, beschlossen wir zusammen zu fahren die Fahrt führte uns durch das Navajo Indianerreservat nur gelegentlich unterbrochen von Abkühlpausen.
Ein wirklich trostloser Landstrich welchen die Indianer für die ihnen seit Jahrtausenden gehörenden Gebiete bekamen.
Man kann verstehen das sie immer wieder versuchten auszubrechen und die verhaßten Weißen zu meucheln die ihnen das Land nahmen. Hier gibt es wirklich nichts - außer massenhaft Gift Shops mit haufenweise echten Satteldecken von General Custer und Tankstellen im Besitz der Navajo. Die Großen Ölkonzerne müssen richtig an die Navajos bezahlen, wenn sie hier Kraftstoff verkaufen wollen.
So geht es mit allen Waren die in die Reservation kommen - späte Gerechtigkeit.
Wir erreichten den Osteingang zum Nationalpark und bezahlten 20$ Eintritt pro Person.
Den Grand Canyon kann man nicht beschreiben, man muß ihn gesehen haben. Diese gigantische Schlucht, in der tief unten der Colorado schäumt, hat etwas majestätisch erhabenes an sich, der Mensch wird ganz klein. Entlang des South Rims fuhren wir die vielen Aussichtspunkte ab.
Beim Grand Canyon Village erlebten wir einen der wunderschönen Canyon-Sonnenuntergänge. Tom und Loise wollten weiter nach Süden in Richtung Los Angeles, wir dagegen wollten den Park wieder am Osttor verlassen und nach Nordosten in die Berge zu den Rocky Mountains. Wir Übernachteten auf einem der Aussichtspunkte mit Blick auf den vom Vollmond beleuchteten Grand Canyon.
Noch vor Sonnenaufgang brachen wir wieder auf, denn bis zu unserem nächstem Ziel Durango/Colorado waren es über 320 Meilen, zumal der größte Teil der Strecke wieder durch fast menschenleere Wüste führte.
Ortsnamen wie Tuba City, Kayenta und Mexican Water sind den Westernfreunden ein Begriff. Wie kommen Menschen nur auf die Idee in dieser Einöde zu wohnen?
Wir kamen dann zum Four State Corner, dem einzigen Punkt in den USA an dem vier Bundesstaaten zusammentreffen. Natürlich wurde dieses Fleckchen Erde sofort eingezäunt und es wir 10$ Eintritt verlangt - wofür eigentlich? Diese von Menschen gezogenen Linien sind genauso unsichtbar wie der Polarkreis.
Wir fuhren nicht auf das etwa fußballfeldgroße Gelände sondern weiter. Nach wir ungefähr 200 m auf dem Boden von New Mexico fuhren erreichten wir Colorado.
19 Die Rocky Mountains
Schon bald konnten wir die mächtigen, schneebedeckten Gipfel der Rocky Mountains sehen. Wir erreichten Durango, das Städtchen liegt auf über 2200 m Höhe und die Temperaturen waren mit 22ûC endlich mal wieder auszuhalten. Durango ist heute der Startpunkt der Durango Silverton Railway. Mit Dampfloks fahren von hier Personenzüge viermalmal am Tag ins 90 km entfernte Silverton. Der Zug muß auf seiner Fahrt durchs Hochgebirge bis Silverton fast 1000 Höhenmeter zurücklegen. Leider muß man die Fahrkarten schon drei Monate im vorraus reservieren, so das wir nicht mitfahren konnten. Wir wollten trotzdem zwei tage bleiben und mieteten uns auf dem United Campground etwa 4 Meilen nördlich der Stadt ein.
Mitten durch den Campground läuft der Schienenstrang der Eisenbahn, und der erste Zug schnaufte Morgens um 7.45 vorbei, alle vier Züge sind bis 9.45 auf dem Weg in die Berge, und bis Abends 19.00 Uhr wieder zurück.
Keiner stört sich an den kohlebefeuerten Dampfloks auf dem Campground - es gibt jedesmal einen Menschenauflauf. Die Züge transportierten früher tonnenweise Silber aus den Silberminen rund um Silverton (daher auch der Name „Silver-Ton“) bis nach Santa Fe/New Mexico.
Sehr interessant war der Besuch des Eisenbahnmuseums in Durango, man erfährt viel über die Geschichte der Gegend, den Silberbergbau und natürlich über die Eisenbahn.
Nach zwei entspannenden Tagen in Durango machten wir uns auf den Weg nach Silverton. Die Straße verlief nach Norden und steil bergan. Schon nach wenigen Meilen überschritten wir die 10.000 ft. Marke, und es ging immer noch höher.
Der vorläufige Höhepunkt vor Silverton war der Molas Divide mit einer Höhe von 3640 m. Wir hatte sogar Schnee - im Hochsommer!
Die Landschaft ähnelte der Hochschweiz und überall sah konnte man verlassene, verfallene Silberminen und Stolleneingänge sehen.
Wir schauten uns einige der alten Minengebäude an, und fanden sogar noch Reste von dampfbetriebenen Wasserpumpen aus Zeiten vor der Jahrhundertwende.
In diesem Gebiet der Rockys soll es hunderte alter Silberminen und dutzende Geisterstädte geben - leider sind diese Ghost Towns schlauerweise auf keiner Landkarte verzeichnet, auch um sie vor dem Touristenansturm zu schützen.
Aber es gibt sündhaft teure Bücher in denen die Geisterstädte und ihre Lage beschrieben werden - das wäre mal was für eine spätere Reise. Wir erreichten Silverton. Nur die Hauptstraße ist befestigt, alle Nebenwege bestehen nur aus Gravel. Eine Mainstreet wie in einem Western - wenn man sich die Autos wegdenkt, nur ganz wenige Gebäude wie Post, Kirche und das Sheriffbüro sind aus Stein gebaut, alle anderen Gebäude bestehen aus Holz und haben ein Blechdach.
Am Bahnhof standen schon drei von den vier Zügen aus Durango und bunkerten Wasser und Kohle für die Rückfahrt am Nachmittag.
Dementsprechend wimmelte es in der Stadt von Touristen. Da auch wir welche waren mischten wir uns unters Volk und machten sightseeing. Im ganzen Städtchen roch man die Kohlenfeuer der Dampfloks, und vor allem hörte man sie schnaufen und zischen. Im Winter ist Silverton ein vielbesuchter Wintersportort solange die Straßen freigehalten werden können. Leider bewältigt auch die Eisenbahn die Strecke im Winter nicht - die Züge fahren nur die halbe Strecke von Durango herauf und dann wieder zurück. Als am Nachmittag der erste Zug wieder in Richtung Durango startete machten auch wir uns wieder auf den Weg - aber weiter in nördlicher Richtung in die Berge hinein. Hinter Silverton wieder ein steiler Anstieg bis auf den Red Mountain Pass (3358 m).
Die Luft wurde schon recht dünn hier oben und die Motorleistung des Bullys betrug jetzt rein rechnerisch nur noch 44,3 PS - aber das reichte!
Die Temperatur lag bei unter 10ûC - was für ein Kontrast zu den Tagen vorher (oder zu denen die folgen sollten) - und die Heizung im Bully funktionierte nicht! Nicht nur das am Motor T3 Wärmetauscher hingen, die von den Luftanschlüssen überhaupt nicht passen, vom Rest der Heizluftführung war auch nicht mehr viel da wo es sein sollte. Wieder sahen wir viele aufgelassene alte Winengebäude.
Nun aber ging es bergab, immerhin 60 Meilen lang, über Ouray bis Montrose.
Dann bogen wir nach Osten ab und erreichten 14 Meilen weiter das Black Canyon of the Gunnison National Monument. Der Grand Canyon im Kleinen! Der Gunnison River hat sich hier bis zu 600 m in die hügelige Landschaft reingeschnitten. Wer den Grand Canyon du Verdon in der Provence kennt, weiß wie es hier aussieht - ein absolutes Ebenbild. Ein schöner Scenic Drive führt mit vielen Aussichtspunkten am Südrande entlang. Auch einen schönen Campground gab es, leider nur mit Plumsklos und ohne Duschen.
Wasser ist in dieser Hochebene (ca. 2200 m ) knapp, obwohl der Fluß eigentlich nur 600 m (aber eben nach unten) entfernt ist. Die ersten Siedler haben mit abenteuerlichen Methoden versucht das Wasser heraufzuholen, aber richtig erfolgreich war keiner. Erst in modernerer Zeit gelang es mit Pumpen das Wasser zu fördern, aber es ist teuer und außerdem wohnt hier fast keiner mehr.
Die Nacht verbrachte ich damit mein Zelt gegen Ameisen zu verteidigen.
Unser nächste Tagesetappe sollte 250 Meilen über Cimmaron und Maysville bis Woodland Park führen.
Die Strecke führte uns durch eine schöne Berglandschaft, teilweise erinnerte sie an die Alpen, teilweise wegen ihrer Kargheit an Spanien. Wir sahen viele aufgegebene, verfallene Farmgebäude. Auf den Weiden standen auf riesigen Flächen nur wenige Rinder.
Als ich in einem Dorfladen gerade mal wieder Eis für unseren Kühlschrank kaufte, kam mir die Idee das man doch auch Motoren damit kühlen könnte. Die Lufttemperatur lag zwar nur bei 25ûC, aber die Steigungen ließen das Öl doch manchmal ganz schön warm werden. Man konnte das Eis auch in Schuhkartongroßen Blöcken kaufen, und diese paßten hervorragend in den Motorraum des Bullys.
Ein Block auf die Batterie und ein Block auf die linke Seite, so das die Kühlluft immer daran vorbei mußte. Ein Eisblock kostete 0,69$. Wir stellten anschließend eine Absenkung der Öltemperatur um bis zu 20ûC (mit vier Eisblöcken) fest. Zwei Eisblöcke hielten bei einer Lufttemperatur von 25ûC ungefähr 8 Stunden.
Die erste Bewährungsprobe war der lange Aufstieg zum Monarch Pass (3448 m). Über den Pass läuft der Continental Divide, die Wasserscheide. Jegliches Wasser das wir ab jetzt sehen würden läuft in den Golf von Mexico oder in den Atlantik. Wir hatten damit den höchsten Punkt dieser Reise erreicht, von nun an ging es bergab bis zum Wasser.
Am frühen Abend in Woodland Park angekommen, machte, als wir nach einem Einkaufsbummel wieder losfahren wollten, der Anlasser nicht mehr mit. Eigentlich war es nur der Magnetschalter, den ich aber mit dem Hammer wieder zur Mitarbeit überredete, das war auch das einzige mal das wir damit Probleme hatten - bis heute!
Nach einer Nacht auf einem schönen Campground am Ort ging es - ja wohin wohl?
Bei einigen wird es bei dem Ortsnamen Woodland Park schon geklingelt haben, für die anderen: Woodland Park ist Sitz der Rocky Mountain Motorworks Incorporated - einer der größten Ersatzteilhändler für alte Volkswagen überhaupt.
Im Eingangsbereich standen gleich stilvoll einer der Disney-Herbys, eine wunderschöne Typ 3 Limo, ein Kübelwagen von 1943 und ein Schwimmkübel von 1944, alle in einem super Zustand und voll Fahrbereit wie mir versichert wurde. Der Einkauf dauerte etwas länger als man erfuhr, das ich aus Germany war. Ich bekam gleich eine kleine Betriebsführung, und erfuhr auch, das 90% der Waren über den Versand rausgehen. Der zweite Grund für die Zeitverzögerung war mein etwas längerer Einkaufszettel. Von einigen Leuten hatte ich Bestellungen mit, natürlich schlug ich auch selber zu. Bei den Preisen auch kein Wunder, so kostete eine T2 Frontscheibendichtung nur 19,95$ (-3% Sales Tax). Die Rechnung belief sich dann aber doch auf fast 1500$.