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Das Reiseauto Der Canadabus stand 12 Jahre lang auf der Fiset Lake Ranch in Kanada, ca. 500 km nordöstlich von Vancouver, im Wald, d.h. er wurde, weil der Motor defekt war, einfach an die Seite geschoben und vergessen. In Kanada und USA ist das der ganz normale Weg der Entsorgung. Keiner denkt dort an so etwas wie Altautoverordnung. Unsere letzten Coast to Coast-Reisen endeten jeweils auf der besagten Ranch in beautiful British Columbia. Damals im Jahre 1993 stand das VW Bus Museum e.V. kurz vor der Gründung, und wir beschlossen den Bully wieder in sein Geburtsland zu bringen. Die Planung sah vor, den Bully fahrbereit zu machen und mit ihm quer durch den Kontinent bis nach Baltimore zu fahren. Dort sollte er dann nach Deutschland verschifft werden. Der Zustand im September 1993: Ein Typ 21 Kastenwagen in Neptunblau mit Fenster in der Heckklappe. Weil es dem Vorbesitzer wohl noch zu dunkel war, hat er in der Mitte links und rechts Originalfenster nachgerüstet und in den hinteren Dachbereich eine Dachluke hineingesägt. Die schöne Bullyfront zerstörte man mit einem Auffahrunfall. Keine Rücksicht - die Außenspiegel fehlten. In der Elektrik unter dem A-Brett hausten die Squirrels - das sind sehr freche aber lustige kanadische Streifenhörnchen. Die Scheinwerfer und Lampen waren entweder defekt oder gar nicht vorhanden. Die Bremse funktionierte noch ein klein wenig. Die Reifen... wir waren auch platt. Der Motorraum war erstaunlich geräumig, dafür lag im Laderaum ein Haufen ölverschmierter Kernschhrott. Auf den ersten Blick also das perfekte Reisefahrzeug für T2 besessene aus good old Germany. Eine lange Ersatzteilliste wurde erstellt und in der Heimat eine große Holzkiste mit vielen Bullyteilen gepackt und dann nach Kanada verschifft. Nun fragt man oder Frau sich jetzt vielleicht wieso wir Bullyteile nach Amerika schleppen, wo doch alle Welt dort Gebrauchtteile aufkauft. Der Grund ist in der Ursache des Motorschadens bei unserem Bully zu finden. Aufgrund der vielen unbefestigten Gravelroads in Westkanada liegt die Lebensdauer der Luftgekühlten Bullys dort weit unter 50.000 km. VW empfiehlt z.B. in sehr staubreichen Gebieten - wer denkt da schon an Kanada - die gründliche Reinigung sämtlicher Kühlrippen alle 10000 km. Lange Rede, kurzer Sinn: der Motorenverbrauch der Bullys ist in Westkanada recht hoch, was wiederum zur Folge hat, das auf den Junkyards (Schrottplätzen) Motoren fast gar nicht zu finden sind. |
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Hamburg bis 100 Mile House Mit dem Flieger starteten wir - Gisela, Käthe und Jens - am 22.05.98 in Hamburg und flogen über Amsterdam ins schöne Vancouver an der kanadischen Pazifikküste. Wir übernahmen am Flughafen unseren Leihwagen (Chevrolet Lumina) und suchten uns erst einmal ein Motel. Am nächsten Tag starteten nach einen canadischen Breakfast zu einer kleinen Stadtbesichtigung. Vancouver ist für mich die wohl schönste Stadt Nordamerikas; durchzogen vom großen Fraser River mit seinen Seitenarmen, erinnert es auch vom Klima her an Hamburg, wenn im Norden nicht die bis zu 3000 m hohen Coast Mountains aufragen würden. Diese Berge werden von einem der letzten nördlichen Regenwälder bedeckt, der undurchdringlich zu sein scheint. Aber auch hier arbeitet die Holzindustrie hart daran um dies zu ändern. Zusätzlich sind große Gebiete für den Wintersport erschlossen worden, mit entsprechendem Landschaftsverbrauch. Auffällig waren die vielen Bullys im Straßenverkehr. Fast nur Westfalias im Zustand 4 - 5. Sehr viele T2a und Zwitter, selten mal ein T3. Meistens „Studentenbuden“ oder „Hippie Tippies“ mit US-Kennzeichen. In Deutschland würden wir solche Bullys ohne mit der Wimper zu zucken in die Presse schieben, aber hier werden die Grotten gefahren bis zum bitteren Ende und dann noch für viel Geld verkauft. Im Schnitt sollte ein so T2 im Zustand 4 -5 2500 US-$ kosten. Die meisten dieser Bullys waren, wenn man den Aufklebern glauben schenken kann, schon in Alaska. Das könnte wenigstens zum Teil ihren Zustand erklären. Unsere Fahrt führte uns von Vancouver nach Norden den Howe Sound entlang. Die Landschaft ähnelt sehr stark dem südlichen Norwegen mit seinen schroffen Bergen und Fjorden. Vorbei an den Wintersportorten Squamish und Whistler durchquerten wir die Coast Mountains. Zum Abend suchten wir uns wieder ein kleines Motel. Am nächsten Morgen ändert sich auf dem Osthang der Berge der Bewuchs schlagartig; vorher vor Nässe und Bewuchs strotzende dunkelgrüne Wälder, jetzt karge, bleichgrüne Bäumchen. Die Regenwolken bleiben an der Westseite der Berge hängen und regnen dort ab. Das Gebiet in das wir kamen heißt Cariboo Range. Cariboos sind am ehesten mit den Rentieren zu vergleichen. Als Cariboo Range wird die Fläche zwischen den Coast Mountains und den Rocky Mountains bezeichnet, sie liegt im Durchschnitt 600 m hoch und zeichnet sich durch trockenes beständiges Klima aus. Es gibt eigentlich nur zwei Jahreszeiten: Sommer und Winter. Der Sommer fängt Ende Mai an und ist mit Temperaturen von 20-30ûC recht angenehm, der Winter beginnt Anfang Oktober und die Temperaturen können bis unter -30ûC sinken, wobei die Schneehöhe selten 10 cm übersteigt. Unser erstes Etappenziel war 100 Mile House, ein Ort mit ca. 3000 Einwohnern, gelegen an der BC 97 der westlichsten nord-süd Straße Kanadas. 100 Mile House ist Versorgungszentrum für ca. 30000 Menschen, die hauptsächlich von der Rinderzucht, der Forstwirtschaft und vom Tourismus leben. Die Ranch unseres Freundes Wolfgang liegt für dortige Verhältnisse fast noch im Ort, es sind nur 20 km über Gravelroads und durch die Wälder bis zur Ranch - und zu unserem Bully. Wir schafften es mit Hilfe eines Freundes den Bully innerhalb von 5 Tagen Fahr-und reisefertig zu machen. Auf der ersten Probefahrt nach Williams Lake in Norden gab es nur noch Probleme mit den Bremsen. Die vorderen Bremsen liefen fest, dies konnten wir aber nach einer Abkühlpause mit einer Dose WD 40 beheben. Dafür liefen jetzt auch die hinteren Bremsen - und zwar aus. Die Radbremszylinder waren undicht, die Reparatur beschränkte sich in den nächsten Wochen auf ein regelmäßiges Nachfüllen der Bremsflüssigkeit. Fast alle Gummidichtungen hatten während der langen Standzeit gelitten, was zu einigen Nacharbeiten während der Reise führte. Glücklicherweise ist das Klima in dieser Gegend Kanadas sehr trocken, so das der Rost sein Zerstörungswerk nur langsam fortsetzen konnte. Fast alle Rostschäden stammen aus der Zeit in Vancouver, wo feuchtes Seeklima herrscht. Rostschäden sind in Kanada keine Hürde bei der Fahrzeugzulassung, solange die Technik funktioniert gibt es die License Plates, aber nach der Technik fragt eigentlich auch keiner. Die Nummernschilder werden in Britisch Columbia von den Versicherungsagenturen ausgegeben und tragen eine Plakette mit der Versicherungsdauer. |
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Entlang des Fraser Rivers Die erste Bullyetappe führte uns wieder zum Vancouver-Airport, wo wir unseren Leihwagen wieder abgeben mußten. Von 100 Mile House fuhren wir die BC 97 südlich entlang des Historic Gold Rush Trail bis Cache Creek. Schilder warnten vor „Strong Crosswinds“ und jeder der Bully fährt weiß, das man bei starken Seitenwinden mit dem Bully nicht so recht in gerader Linie fahren kann. Der Polizist der uns entgegenkam wußte das nicht, und war nach einer filmreifen Ralleywende mit flackernden Lichtern hinter uns. Wenn man in Amerika direkt hinter sich einen Streifenwagen mit eingeschalteten "Blaulicht“ sieht, dann sollte man sofort am rechten Fahrbahnrand anhalten und auf jeden fall im Auto sitzenbleiben und die Hände auf das Lenkrad legen - das Aussteigen oder hektische Bewegungen im Auto werden als Angriff angesehen und das kann sehr unangenehme Folgen haben. Die nordamerikanischen Polizisten sind fast immer allein unterwegs und deshalb sehr (nervös) vorsichtig. Wir hielten also an, der Leihwagen vorn und der Bully, den Gisela steuerte, 30 m dahinter. Das gleich zwei Wagen stoppten war dem Policeman wohl nicht ganz geheuer, denn es dauerte eine Weile bis er ausstieg - er hatte sicher zuerst die Kennzeichen überprüft. Beim Bully angekommen redete er auf Gisela ein, die zu diesem Zeitpunkt kein Wort englisch verstand. Gisela antwortete mit einem ebensolchen Wortschwall nur eben auf deutsch, was Schweigen und riesengroße Augen verursachte. Die Bewohner des nordamerikanischen Kontinents sind in keiner Weise auf fremdsprachige Besucher eingestellt, man spricht englisch - das ist die Weltsprache, basta! Also versuchte der Kanadier es mit den Stichworten „drunken“ und „Whiskey“, was Gisela aber dankend ablehnte da sie ja noch fahren müsse. Irgendwie machte sie ihm dann aber verständlich, das ihr Freund im vorderen Wagen Englisch spricht. Wir vorn konnten uns vorstellen was beim Bully abläuft und amüsierten uns köstlich, konnten dann aber aufklären das Gisela nicht betrunken ist und man mit diesem alten Auto auch als geübter Fahrer bei böigem Seitenwind in Schlangenlinien fährt. Um eine Erfahrung reicher kontrollierte er unsere Papiere und wünschte uns eine gut Reise. Die Straßenlage und das Aussehen des Bullys sollte uns noch öfter in Kontakt mit den örtlichen Polizeiorganen bringen... Nach dieser Einlage suchten wir uns erstmal ein Motel Am nächsten morgen folgten wir durch wunderschön-zerklüftete Gebirgslandschaft dem Flusslauf des Thompson- und ab Lytton dem des Fraser Rivers auf dem Transcanada Highway No.1. Der Fraser tobt hier durch ein enges Gebirgstal, wobei sich seine Wassermengen mit denen großer deutscher Flüsse vergleichen lässt. Die steilen Talwände werden vom Highway und von 2 Eisenbahnlinien besetzt. Interessant ist hier, das die ältere Eisenbahngesellschaft sich den besten und leichtesten Weg suchte, während die nachfolgende Bahn eine Unmenge Tunnel und Brücken bauen mußte. Wenn die erste Bahn die Seite wechselte mußte die zweite auf die andere Seite, was einige sich kreuzende-zweistöckige Brücken zur Folge hatte. In den Vororten von Vancouver sahen wir bei den VW Händlern den ersten, damals bei uns noch unbekannten New Beetle. |
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Von Vancouver bis in die Cascade Mountains Von Vancouver fuhren wir (nun alle in einem Boot) an der dichtbesiedelten Küste nach Süden zur amerikanischen Grenze. Unsere Befürchtungen, das wir mit einem in Kanada zugelassenen Fahrzeug und deutschen Pässen beim Grenzübertritt Schwierigkeiten bekommen würden erfüllten sich nicht. Dafür mußten wir pro Person 6$ Eintritt bezahlen. Kaum verging eine halbe Stunde und schon waren wir in den USA. Die ersten Meilen (Endlich! Meilen! Erst jetzt konnten wir den Meilentacho so richtig genießen) legten wir auf der Interstate 5 zurück. Bei Burlington bogen wir nach Osten in den State-Highway 20 ein. Über die Berge der North Cascades und durch den gleichnamigen Nationalpark wollen wir im Osten wieder auf den Highway 97 stoßen, den wir ja schon in Kanada befahren haben. Das die Straßennummern jenseits der Grenze weiterbenutzt werden ist in Nordamerika nicht ungewöhnlich. Unser Nachtlager schlugen wir im „Rockport State Park“ auf. Hier begegnete uns auch das erste mal eine Einrichtung wie sie in Deutschland wohl nicht möglich wäre: Eine Self Paid Station; d.h. man muß einen Umschlag mit Datum, Fahrzeugkennzeichen, Personenzahl und Dauer des Besuchs ausfüllen, steckt dann das abgezählte Geld hinein (wieviel steht auf einer Infotafel), reißt seine Quittung ab und wirft den Umschlag in den festverschraubten Stahlkasten. Wer nun meint dies nicht tun zu müssen, oder zuwenig Bucks in den Umschlag steckt, wird morgens um 4.00 Uhr eines besseren belehrt. Nämlich dann, wenn der Ranger die Zechpreller auffordert den Park innerhalb von 2 Minuten zu verlassen. Wer sich dem widersetzt hat schlechte Karten, denn die Ranger haben in den Parks absolute Polizeigewalt und was sie sagen ist Gesetz. Wir kannten das System und hatten eine ruhige Nacht unter gigantischen Redwoods, bis zu 80 m hoch und über und über mit Moos bewachsen. Am Morgen drang kaum Sonnenlicht zu uns durch und alle lauten Geräusche hallten wie in einem riesigen Gewölbe - wie im Urwald, und genauso feucht. |
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Eine Motorpanne in den Rockys! Nach dem "Tor zu den Steinen“ (Rockport) legten wir am Vormittag auf einem schönen Waldparkplatz eine Inspektionspause ein. Der Ölwechsel war fällig, die Ventile mußten eingestellt werden und die Bremsbeläge vorn mußten erneuert werden. Danach ging es weiter durch die grandiose Hochgebirgslandschaft der North Cascades. Berge bis 3000 m, große Stauseen, leuchtend weiße Schneefelder und schier unendliche dunkelgrüne Wälder, herrlich ausgebaute Straßen... Plötzlich ein hämmerndes Geräusch aus dem Motorraum, ein Blick in die Runde sagte das alle im Wagen waren, wer begehrte dann so lautstark nach Einlaß? Und das eine Meile vor dem höchsten Paß der Straße. Wir hielten sofort an - schweigen im Bus. Ein Lagerschaden!! In der Wildnis der Rocky Mountains!! Zurück lag die nächste Siedlung min. 30 Meilen, voraus min. 25 Meilen, die Heimat immerhin 6000 Meilen entfernt. Was tun? Der Motor war mit ziemlicher Sicherheit hinüber. Also weiterfahren, so weit wie möglich oder nötig. Das Klopfen vom Heck tat uns schon körperlich weh, als es nach ungefähr 5 Meilen leiser wurde, sich dann nur noch wie ein etwas lauteres Ventiltickern anhörte. In die erste Erleichterung mischten sich bald Zweifel. Gibt es so etwas wie Selbstreparatur während der Fahrt? Wo war die versteckte Kamera? Diskussionen um den Fehler entbrannten - was so laut geklappert hat kann doch eigentlich nicht lange funktionieren. Aber es arbeitete! Der Motor lief ruhig, auf allen Zylindern und hatte Leistung. Wir fuhren weiter, wenn auch mit flauem Gefühl im Magen. Es ging bergab, wir waren am Ostabhang der North Cascades. Langsam stieg Nebel auf, doch wieso nur hinter uns? Und wieso war der Nebel blau? Was war denn jetzt wieder los? Wie paßte das zu dem vorher erlebten? Der Motor lief schön leise, aber dafür stieß er große blaue Wolken aus - was war denn nun schlimmer? Nach einigen Fahrversuchen fanden wir dann heraus, das der Nebelwerfer bei Vollgas und niedriger Öltemperatur nur minimal arbeitete (und es klopfte auch keiner mehr). Wir „arbeiteten uns so die 70 Meilen bis zum nächsten „größerem Ort“ Okanogan mit immerhin 2000 Einwohnern. Zu unserer Verwunderung brauchte der Motor hierfür gerade mal 0,25 l Öl. |
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Amerikanische Kleinstadtidylle Da standen wir nun, in Okanogan, es war Freitag nach 5 PM und es regnete hier am Fuß der Berge. Die erste Lektion die wir lernten: Alle Werkstätten schließen Freitags um 5 PM und machen vor Montag 8 AM nicht wieder auf!! Die nächste richtige Stadt - Weenatchee - war noch 90 Meilen entfernt. Wir trafen noch Weltenbummler aus Hamburg, die mit ihrem Mercedes-Benz LKW-Wohnmobil gerade von Südamerika unterwegs waren nach Alaska. Da auch sie fremd in dieser Gegend waren konnten sie uns leider auch nicht weiterhelfen. Also Kurs Süd, nach Weenatchee, wir hatten ja Zeit bis Montag morgen. Wir kamen auch gut voran, bis... Eine Straßenkuppe, die weitere Fahrbahn nicht einzusehen, wir wurden gerade von einer Qualmwolke verfolgt, wollten das Rennen aber noch nicht aufgeben... Es muß ähnlich ausgesehen haben wie in dem Kinofilm „Zurück in die Zukunft“, als der DMC mit Blitzen und Qualm aus der Vergangenheit auftauchte - jedenfalls für den Highwaypatrolman, der hinter der Kuppe am Straßenrand stand!!! Zufällig lag nicht weit hinter der Kuppe ein Parkplatz und wir ließen den Bully ausrollen, hatten wir doch „gerade eben“ einen Motorschaden erlitten. Augenblicke später rollt auch schon die Highwaypatrol heran. Da sich die Weiterfahrt unter den Augen der Staatsmacht jetzt von selbst verbot, baten wir den Polizisten einen Lift (Abschleppwagen) zu rufen. Der Schlepper bracht uns die mühsam erkämpften 30 Meilen zurück nach Okanogan. Wir gingen zwei Tage ins Motel ( es war ja Wochenende) und nutzten die Zeit um uns im Ort umzuschauen. Okanogan ist ein Straßendorf, fast zwei Meilen lang und nur 500 m breit. Die Werkstätten waren schnell ausgekundschaftet, und schon bemerkten wir, das man als Fußgänger in einem Land fast ohne Fußwege aufsehen erregt. Nach diesem Wochenende waren wir bestimmt das Stadtgespräch und wurden überall nett gegrüßt. Langweilig war es, außer einem großen Supermarkt und einer Tankstelle war übers Wochenende alles geschlossen. Die Häuserfassaden in „Downtown“ mit ihren hochgezogenen Giebeln und ihrer eckigen Bauweise erinnerten uns stark an amerikanische Filme aus den 30er und 40er Jahren. Typisch auch hier die "Feiluftverdrahtung“. Alle Strom-und Telefonkabel werden über der Erde an Holzmasten geführt, eine Luftraumvernetzung die man in Deutschland kaum mehr sieht, und die Fotographen zur Verzweiflung bringt. Montag morgen: Beim örtlichen Schrottplatz ist kein Motor vorrätig, aber es besteht die Möglichkeit für 700 $ einen gebrauchten Motor aus Texas einfliegen zu lassen. Außerdem seien luftgekühlte Motoren hier recht selten... Also weiter; die dritte Werkstatt, Dustys Repair Shop, wußte von einem Typ 4 Motor in Weenatchee (ach nee) und versprach in für 600 $ am Dienstag einzubauen, es würde wohl einen Tag dauern. Das Wetter wurde wieder schön und um die Reisekasse nicht noch mehr zu belasten zogen wir zum örtlichen American Legion Park und bauten unser Zelt auf. Diese kleinen Campgrounds findet man überall in den USA, meist in den Ortschaften an Flüssen, Sehenswürdigkeiten, usw., meist kombiniert mit der Tourist-Info. Die American Legion ist die Veteranenvereinigung der US-Army, und baut Seniorenwohnheime, soziale Einrichtungen, usw. Und eben auch diese kleinen Parks, die auch für Veranstaltungen genutzt werden. Man darf längstens 72 Stunden hier Campen, für Motor Vehicles kostet es 5 $ per Day, für Bikes or Foot traffic 3 $. Toiletten und Duschen sind immer vorhanden, ebenso die obligatorisch Tisch/Bank-Kombination und ein Grill, es herrscht strenges Alkoholverbot! Wir nutzten den Montag fürs Großreinemachen und montierten das Reserverad mit einem Spanngurt an den Bug. Nachdem wir am Dienstagmorgen den Bully in der Werkstatt abgeliefert hatten wurde der Tag fast ganz verschlafen, denn wir wollten die Nacht durchfahren um Zeit aufzuholen. Aber am Abend war der Bully nicht fahrbereit, die Motoren lagen noch dahinter! Auf unsere Frage was den ganzen lieben langen Tag getan wurde, sagte man, das hier nicht Deutschland sei und so etwas eben dauert. Am Mittwoch schauten wir öfter mal in der "Werkstatt“ vorbei, und mehr als einmal standen uns die Haare zu Berge. Wir mußten dem Mechaniker oft Tips geben und selbst mit anfassen! Der hatte vorher bestimmt noch keinen Luftgekühlten Motor gesehen. Wenn dort über Motor gesprochen wird ist immer nur ein Rumpfmotor gemeint, der „neue“ Motorblock war von einem Einspritzer VW Porsche 914 und hatte natürlich keine mechanische Benzinpumpe, also wurde für 60 $ noch eine elektrische Pumpe eingebaut. Am Abend war der Bully wieder fahr-und wir mit den Nerven fertig. Unsere Bitte doch mal Zündung, Abgas und Leerlauf einzustellen wurde nicht verstanden, der Motor lief und das war wichtig, außerdem hatte man für so komische Sachen gar keine Geräte.... |